Mitgliederportrait – Robert Schmid

Dass das kein ungewöhnliches Szenario ist, weiss ein SMAC-Mitglied so gut, wie kaum ein anderer:

Als Robert Schmid 2013 die alteingesessene „Garage Speich“ im Zürcher Seefeld übernahm, erbte er sozusagen gleich seinen ersten komplizierten Fall. Ein 12-Zylinder Hispano Suiza, der schon mehrere Jahre fahrunfähig in der Garage eines Marken-Spezialisten Frankreich herumstand. Die Wasserpumpe aus Alu-Guss hatte ihre Funktion aufgegeben. An eine Reparatur des Teils war nicht zu denken. Der gesamte Alu-Guss war über die Jahre so weich geworden, dass er sich einfach nicht mehr instand setzen liess. Aber eine wirkliche Lösung hatte auch der französische Spezialist nicht.

So ungewöhnlich wie sein Lebenslauf und wie er Besitzer der Garage Speich wurde, so ungewöhnlich ist auch die Art und Weise, mit der Robert Schmid das Problem der Hispano Suiza Wasserpumpe anging. Und genauso konsequent ist es dann, dass wir uns an einem verregneten Frühlingstag zunächst nicht in seiner Garage, sondern bei Sauber ­Engineering in Hinwil an einem der modernsten 3D-Drucker treffen, die es aktuell gibt. Aber vielleicht fangen wir erst mal der Reihe nach an.

Nach einer Ausbildung als Automobil-Mechaniker und Auto­mobil-Diagnostiker zog es Robert Schmid recht schnell aus der Werkstatt ins Büro. Zunächst beim Schweizer BMW Importeur. Und mit einem EMBA-Abschluss in der Tasche danach ins Automobil-Leasing Geschäft. Bei allem beruflichen Erfolg in der Corporate-Welt fehlte ihm aber irgendwie immer die Hands-on-Atmosphäre, wie er sie aus seiner Garagenzeit kannte. Als er eines Tages erfuhr, dass die Garage Speich zum Verkauf stand, war er schnell bei der Sache. Keine drei Monate später war der Deal perfekt. Er Besitzer einer Old­timer-Garage. Und des Problems mit der Wasserpumpe. 

Er beschloss zunächst einmal, das mächtige Automobil aus Frankreich nach Zürich zu holen, um sich vor Ort des Problems anzunehmen. Da es weder Konstruktionszeichnungen, noch sonstige Informationen zu dem defekten Teil gab, musste es anhand des Originals quasi neu entwickelt werden. Reverse-Engineering war schon damals nicht wirklich neu – aber super aufwendig, wenn man es manuell betrieb. Das musste anders gehen! Dafür musste es eine neue Technologie ­geben! Robert Schmid wandte sich an die Forscher der ETH Zürich, die sich zu Forschungszwecken mit dem ­3D-Scannen von komplexen Teilen befassten.

DER 3D-DRUCK ERÖFFNET DEM OLDTIMER- RESTAURATOR VÖLLIG NEUE MÖGLICHKEITEN.

Die schafften es auch relativ schnell, aus der Wasserpumpe ein exaktes 3D-Abbild zu erstellen. Das dann allerdings noch sehr weit von dem entfernt war, was für eine Nachproduktion notwendig gewesen wäre, denn das gescannte 3D-Abbild bildete auch alle Defekte der Wasserpumpe mit ab. In mühevoller Arbeit wurden diese im 3D-Modell erst einmal beseitigt, sodass daraus ein Kunststoff-Rohling erstellt werden konnte, der dann im klassischen Guss-Verfahren nachgefertigt wurde. Super aufwndig und vom Prozess her für einen Perfektionisten wie Robert Schmid noch nicht wirklich befriedigend. Aber nach drei Monaten lief der 12-Zylinder zumindest wieder. Und Robert Schmid hatte eine Lektion gelernt: Innovation und Tradition gehören untrennbar zusammen. Aber bei der Innovation gibt es keinen Stillstand. Nur wer auch bei der Oldtimerei immer an der Spitze der Innovation dabei ist, kann seinen Kunden die besten Lösungen für scheinbar unlösbare Probleme bieten. Der 3D-Druck ist eine dieser Lösungen. Zunächst galt das nur für eher unspektakuläre, technisch weniger anspruchsvolle Teile, die aber für den Gesamteindruck eines Klassikers ausschlaggebend sein können. Die Kunststoff-Türgriffschalen eines Alfa Romeo Montreal gehören zu dieser Kategorie. Für das Funktionieren des Autos nicht wirklich ausschlaggebend. Für eine perfekte Restauration hingegen schon. Und natürlich: Nicht mehr lieferbar. Also liess Robert Schmid die Türgriffschalen im 3D-Druckverfahren für sich herstellen. Weil der Aufwand vor allem in der Vorarbeit liegt und nicht in der Produktion, kamen aus dem Drucker gleich zwanzig Stück, obwohl er für seinen Restaurierungskandidaten nur zwei brauchte. Die restlichen legte er aufs Lager – mittlerweile hat sich in Montreal-Kreisen herumgesprochen, dass es die bei ihm gibt, sodass sein Lagerbestand heute fast aufgebraucht ist. 

Dank neuester 3D-Druckmethoden lassen sich auch filigrane Details wie diese Hispano-Suiza-Kühlerfigur nachfertigen. Selbst exotische Materialien und Oberflächen sind kein Problem mehr.

Aber in Zeiten des 3D-Drucks geht man das Thema „Lagerbestand“ ohne-hin anders an, wie wir bei unserem Besuch bei Sauber Engineering erfahren. Im gleichen Gebäude, in dem auch die Boliden des Alfa Romeo Racing ORLEN Formel-1-Teams entstehen, lässt Robert Schmid seit Kurzem Old- timerteile fertigen. Als wir vor Ort sind, wird da allerdings gerade die Aufnahme für die Vorderradaufhängung des Alfa Romeo Racing ORLEN Renners gedruckt. Hochfest aus Titan. Vor allem aber: on demand. Klassische Lagerhaltung von Ersatzteilen gibt es praktisch nicht mehr, da die Formel-1-Fahrzeuge ohnehin permanent weiterentwickelt  werden, würde das auch keinen Sinn machen. Stattdessen werden viele Teile einfach dann neu „gedruckt“, wenn das Team von der Rennstrecke einen Schaden feststellt und Bedarf signalisiert. Innerhalb weniger Stunden – höchstens Tagen – ist so ein Teil dann fertig und kann gegebenenfalls direkt an die Rennstrecke geschickt werden.
Ganz so eilig haben wir es mit unseren Klassikern sicher nicht – immerhin geniessen wir mit ihnen ja auch die Kunst der Entschleunigung. Aber wenn mal was kaputt geht, hätten wir ihn schon gerne wieder möglichst schnell in einem fahrbereiten Zustand. Im Gegensatz zu seinen ersten Kontakten mit der ETH spricht Robert Schmid heute bei Sauber Engineering direkt mit den Fahrzeug-Ingenieuren. Man trifft sich sozusagen in der gleichen Welt, spricht die gleiche Sprache. Das 3D-Scannen eines Teiles erfolgt bei Sauber Engineering auf drei unterschiedliche Arten. Neben dem Einsatz eines Laserscanners, kann auch mechanisch gescannt werden. Oder optisch, wobei feine Raster auf das Teil projiziert werden, anhand deren Abweichung dann auch feinste Details abge- nommen werden können, sodass die Teile, die aus den 3D-Druckern purzeln praktisch schon bearbeitete Qualität haben. Egal, ob es sich um Metallteile aus Alu oder Titan handelt, oder um Kunststoff- und sogar Kohlefaserteile. Die Möglichkeiten scheinen endlos – für Robert Schmid hat die Reise auf die nächste Stufe der Innovation an dieser Stelle gerade erst begonnen. 

  Den Sauber-Ingenieuren scheint die Zusammen- arbeit mit dem Oldtimer-Spezialisten jedenfalls Spass zu machen. Robert Schmid ist trotz des miserablen Wetters mit einem MG-A nach Hinwil gefahren – sehr zur Freude der Sauber-Ingenieure, die damit gleich mal eine Runde um das Firmengelände drehen wollten. Brauchte es noch eines weiteren Beweises, dass Tradition und Innovation eine perfekte Paarung abgeben? 

TRADITION UND INNOVATION – BEI ROBERT SCHMID EINE PERFEKTE PAARUNG.

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Mitgliederportrait – Kaspar Fleischmann

Ob als Fotografie-Experte, Auto-Enthusiast oder als Vermieter seiner Villa an Tina Turner: SMAC Mitglied Kaspar Fleischmann ist das, was man gemeinhin eine Persönlichkeit nennt.

Kaspar Fleischmann sitzt mit Kenneth Youngstein am Ufer des Zürichsees und sinniert mit Blick hinüber zu den Bergen «Jeder Mensch schaut gleich, aber er sieht anders». Dieser Einstieg verwundert nicht, wenn man weiss dass sich der Kunstsammler schon fast sein gesamtes Leben mit Fotografie beschäftigt. «Sie können hundert Menschen einen Fotoapparat in die Hand drücken, sie an den gleichen Ort stellen und Sie werden trotzdem hundert verschiedene Ergebnisse erhalten», erläutert Fleischmann die Einzigartigkeit jeder Fotografie. Diese hänge vom einzelnen Menschen, von dessen Geschichte ab. «Ob die Message beim Betrachter ankommt, hängt damit zusammen, wie gut der Fotograf ist, ob er mit Kopf und Herz arbeitet.» Diese Erläuterung passt ganz wunderbar in unser Porträt, zu dem sich der Fotograf Stefan Milev, Kenneth Youngstein und ich mit Kaspar Fleischmann auf seinem Anwesen in Küsnacht getroffen haben. Stefan Milev ist ein fotografischer Poet. Einer, der mit Licht und Schatten spielt. So umweht alles, was er mit seinen meist historischen Grossformat-Kameras einfängt, eine traumversunkene Aura. Und Stefan Milev selbst? Sieht sich in der Tradition der Pictoralisten des ausgehenden 19. Jahrhunderts wie Alvin Langdon Coburn, George Seeley. Nicht das Motiv (bei Milev ist es der Mensch) ist entscheidend, sondern der Augenblick und der Gemütszustand. So treffen zwei Seelenverwandte aufeinander. Beide eint die Liebe zur klassisch-analogen Fotografie, insofern passt es dass Milev hier seine historische Grossbildkamera zum Einsatz bringt. Denn die heutige Entwicklung zu immer mehr digitaler Fotografie in der Kunstszene behagt Fleischmann nicht. «Analoge Fotografien haben auf ihrer Papieroberfläche wie bei einem guten Wein ein ‹Bouquet›, bei der digitalen Fotografie hingegen ist die PVC-Oberfläche tot – sie entspricht einem ohne Bouquet», begründet er seine Kritik. In der analogen Fotografie gäben Fotografen den Print nicht aus der Hand, bis der Print fertig sei, in der digitalen Fotografie werde jedoch vieles delegiert«, präzisiert Fleischmann mit Blick auf Milev und fügt hinzu: «Zudem kann ein guter Fotograf seine Papiere selber beschichten, dadurch wird die Fotografie noch individueller.»

Der Club führt den Namen ‹Automobile› im Namen.

Als ehemaliger Galerist, als steter Streiter dafür, dass Fotografie als Kunstform in der Schweiz und in Europa anerkannt wurde initiierte Fleischmann vor über 25 Jahren etwa den Fotografie-Sektor auf der Art Basel und regte zusammen mit Andreas Reinhart die Gründung des Fotomuseums Winterthur an. Daneben hat er auch zahlreiche Ausstellungen in Museen wie dem MoMA und Metropolitan Museum of Art in New York mit Fotografien bestückt sowie das Kunsthaus Zürich mit einer Schenkung bedacht.

Und neben all dem hat er noch Zeit und Musse gefunden, sich den automobilen Künsten zuzuwenden. Die Freude am Fahren und am Automobil ist ihm bis heute erhalten geblieben. Und über den St. Moritz Automobilclub gibt es dazu mehrere Anlässe, eben auch die Gelegenheit sich hierbei mit Freunden zu treffen.
Aus Verbundenheit zum Engadin und Freunde haben mich dazu eingeladen.
Ein BMW 635 CSi den ich in ein Targa-Cabriolet umbaute (Weltunikat) und 40 Jahre fuhr.
Der Lexus LC500h, ein Sportcoupé mit aufregendem Design und Hybridantrieb: genial!
Wahrscheinlich sind es eher zwei: BMW und Bentley
In Küsnacht ist die Familie Fleischmann übrigens seit 1890 verwurzelt: Bereits Kaspar Fleischmanns Grossvater, Konsul Michael Fleischmann, lebte im Château Algonquin am Seeufer. Seit 1979 wohnt Kaspar Fleischmann auf dem prachtvollen Grundstück, das er sich seit mehr als 20 Jahren mit seiner prominenten Mieterin teilt. «Das Grundstück ist zu gross für mich», und ergänzt: «Ich habe jemanden gesucht und Tina hat mich gefunden: Das klappt heute perfekt.» Er wohnt nun im schönen Bootshaus sowie im ausgebauten Dachstock, während Tina Turner und ihr Mann auf den restlichen zwei Dritteln des grosszügigen Familiensitzes residieren.

Das SMAC-Mitglied Kaspar Fleischmann ist ein Mann mit vielen Facetten: Er leitet eine Praxis für Energetische Medizin, war mehrmaliger Schweizer Meister im Squash sowie Begründer der Squash-Sektion von GC und ankert vor den Türkischen Gewässern mit der «Ecce Navigo» einen Gulet-Schooner der gechartert werden kann. Dennoch, die Fotografie lässt ihn nicht los: Mit der «Schule des Sehens» für die Studenten der Universität Zürich forciert er aktuell einen tiefgehenden Ansatz, um in unserer schnelllebigen Zeit wieder achtsam zu werden. Offensichtlich hat Dr. h. c. Kaspar M. Fleischmann seine Mission doch noch nicht vollständig erfüllt …

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Mitgliederportrait – Bernd Kussmaul

Geht nicht gibt’s nicht. Dieses, wie Bernd Kussmaul selbst sagt, doch sehr abgedroschene Mantra hat ihn zu dem gemacht, was er heute ist: Ein schwäbischer „007-Q“ der exklusivsten Automobilhersteller weltweit. Der, an den man sich wendet, wenn es besonders oder besonders schwer wird.

Bernd Kussmaul ist derjenige, den die Designer anrufen, wenn ihnen die Produktionsexperten mitgeteilt haben, dass ihr Entwurf zwar aussergewöhnlich, aber leider produktionstechnisch nicht um­zusetzen ist. Bernd Kussmauls Telefonnummer wird immer dann zum Rettungsanker, wenn die Kalkulation feststellt, dass ein exklusives Kleinserienteil für das Premium-Produkt zwar wünschenswert, aber von der Kostenseite her nicht zu realisieren ist. Bernd Kussmauls Erfahrung kommt immer dann ins Spiel, wenn der Wunsch nach einer noch nie dagewesenen Lösung im Marketing geboren, aber in der Produktentwicklung nur mit Kopfschütteln kommentiert wird. Heraus kommen dann zum Beispiel Fahrräder, die alles in allem nur weltrekordverdächtige 4,5 Kilo wiegen. Hochglanzpolierte Mittelkonsolen für den Bugatti Chiron, die jede einzeln aus einem massiven Alublock gefräst werden, bis sie am Ende zu skulpturalen Meisterwerken mutiert sind, die er dann für Bugatti in Kleinserie fertigt. Elektro­roller, die sich intelligent zusammenfalten lassen. Antriebswellen für Zeppeline. Oder eben Weltmeisterschafts-Medaillien, die leuchten.

Schaut man sich die Projekte an, die Bernd Kussmaul mit seinem Unternehmen realisiert hat, fällt schnell auf, dass es wenig gibt, was er nicht macht – oder noch nicht gemacht hat. Auch wenn ein Grossteil seiner Aufträge dem automobilen Sektor zuzuordnen sind, hat er von Schiedsrichterstühlen über Fahrräder und Elek­troroller-Konzepte bis hin zu aussergewöhnlichen Weltmeisterschafts-Medaillen bereits fast alles gemacht. „Ich sage immer: Die Firma Kussmaul ist das Produkt. Wenn wir gut zusammenarbeiten, ist es nicht wichtig, was wir fertigen. Wir machen es immer ausserordentlich gut“, entgegnet er auf die Frage, auf welche Produkte er spezialisiert ist. Wenn Bernd Kussmaul von „wir“ spricht, spricht er immer auch von seinem Netzwerk an hochspezialisierten Produktionspartnern, das er über Jahre und Jahrzehnte aufgebaut hat. „Mir ist wichtig, dass unsere Partner geschätzt und erwähnt werden. Denn sie sind Teil der Erfolgsgeschichte und Teil unserer Kompetenz.“ Das hat sich mittlerweile herumgesprochen: Nach erfolgreichen Projekten mit Bugatti kamen über die Jahre Kunden wie McLaren, Singer und Rolls-Royce hinzu.

Begibt man sich in die Welt von Bernd Kussmaul, fällt schnell auf, dass er trotz seines Erfolges und der Wertschätzung seiner Kunden nicht aufhört, über den Tellerrand zu schauen: Deshalb war bei Erhalt des Auftrages zur Gestaltung und Realisation der Medaillen für die Turnweltmeisterschaft in Stuttgart auch sofort klar, dass es keine normale Medaille werden soll. Entstanden ist die weltweit erste beleuchtete Medaille mit eingebautem Bewegungssensor und einer extrem filigranen Oberfläche. Selbst das Band der Medaille leuchtet aufgrund der verwendeten Fasern, sobald man sie in die Hand nimmt.

Überhaupt Fasern und textile Materialien: Während ein Grossteil seiner aktuellen Arbeiten derzeit noch mit dem Schwerpunkt Metall entsteht, erkennt er für textile Materialien vor allem im Auto einen riesigen Zukunftsmarkt – und die Chance, mit ungewöhnlichem Denken und überraschenden Konstruktionen bislang undenkbare Lösungen an der Schnittstelle zwischen Bionik, Leichtbau, Sensorik, Displaytechnik und Elektronik zu ­realisieren. Als vernetzter Teamplayer sieht er sich und sein Unternehmen in der Region Stuttgart mit ihren

textilen Forschungseinrichtungen hier exzellent aufgestellt – er integriert aber gerne auch italienische und Schweizer Firmen in sein Netzwerk, wenn es am Ende einer besseren – oder schneller realisierbaren – Lösung dient. Schneller querdenken und schneller in der Vielfalt vernetzen lautet sein Credo.

Neben vielen anderen Projekten tüftelt er derzeit hinter verschlossenen Türen an einem E-Mobilitäts-Konzept, in dessen Zentrum ein eigenes Fahrzeug stehen wird, das im Gegensatz zu vielen anderen Konzepten auch realisierbar sein soll. „Konzepte gibt es viele. Aber wenige, die auch wirklich in grösserer Serie funktionieren.“ Eine der vielen Herausforderungen, die er sich und seinem Team gerne regelmässig stellt. Genau wie bei sich selbst, fordert und fördert er die Kreativität seiner Mitarbeiter: Jährlich steht jedem von ihnen ein Budget zur Verfügung, mit dem Visionen und ­Experimente realisiert werden können.

Bernd Kussmaul läuft mit offenen Augen durch die Welt und sieht Möglichkeiten und Inspirationen auch dort, wo man sie von einem Technologie- und Manufaktur-Dienstleister nicht erwartet. So, verrät er, ist auch sein neuestes Leidenschaftsprojekt entstanden. Gemeinsam mit Tim Bengel, dem aktuellen Shooting-Star der Kunstszene, der sich bereits in New York und Berlin einen Namen gemacht hat, vor allem aber über seine ungewöhnliche Selbstinszenierung im Internet den klassischen Kunstmarkt mit seinen tradierten Mechanismen aufmischt, arbeitet er derzeit eng zusammen. Querdenker unter sich. Wir sind gespannt auf das Ergebnis!

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Mitgliederportrait – Frank M. Rinderknecht

Nur Querdenken bringt uns weiter.

Frank M. Rinderknecht ist auf einer Mission. Und die heisst: Die Zukunft der Mobilität mitzugestalten. Dass er dabei, wie er selbst sagt, vom Saulus zum Paulus wurde, ist nur eine interessante Seite eines überaus facettenreichen ­Auto-Visionärs und SMAC-Mitglieds.

”Zu 95 % bewegen wir uns in einer Nutzmobilität – ich will von A nach B, z. B. auf der A1 von Zürich nach Bern. Das ist definitiv keine Freude am Fahren.”

Nur das fliegende Auto fehlt uns noch.

Gibt es eigentlich eine Auto-Vision, die Frank M. Rinderknecht noch nicht in einem seiner vielen Showcars umgesetzt hat, die jährlich am ­Genfer Automobilsalon für Aufsehen sorgen? Die Antwort überrascht, denn es fällt schwer, sich eine solche Nische vorzustellen. Aber das fliegende Auto fehlt ihm tatsächlich in seiner Historie – und damit auch in seiner Halle in Zumikon, wo wir ihn für diese Ausgabe des SMAC-Magazins besucht haben. Denkbar ist es. Und es wird seiner Meinung nach auch ganz sicher kommen. Aber ganz sicher ganz anders, als die meisten von uns es sich heute vorstellen. Oder als wir es aus vielen Science-Fiction-Filmen kennen. Statt eines sich hybrid wandelnden Flug-Autos, das technisch und wirtschaftlich wenig sinnvoll ist, sieht er flexible Drohnen-Services in den Metropolen, die uns eine ganz neue Form individueller Mobilität geben werden. Und wenn einer wie Frank M. Rinderknecht das sagt, dann sollten wir uns besser schon einmal darauf einstellen. Der Mann ist zwar ein Meister des, wie er es formuliert «flying to the moon» – des völlig freien Denkens und Träumens. Aber dabei als typischer Schweizer sehr geerdet und als Geschäftsmann auch sehr realistisch. Dass er seine Visionen und Ideen nicht vorrangig daran ausrichtet, dass sie hinterher auch so in Serie gehen müssen, ändert nichts daran, dass die Resultate seiner Mond-Missionen irgendwann auch bei uns ankommen. Oder hätten Sie gewusst, dass das Lenkrad mit Bedienungstasten in Ihrem Alltagsauto ein Konzept von Rinspeed ist, das er schon in den frühen 80er-Jahren «geträumt» hat? Dann seien Sie einfach mal gespannt, was er uns im Interview sonst noch so erzählt hat!

Wir versuchen out-of-the-box zu denken, über den Tellerrand der ­Automobilindustrie ­hinauszudenken. Das ist es, was die Beatles, oder die Rolling Stones auch getan haben. ­Unsere Eltern haben den Kopf darüber geschüttelt. Aber genau das passiert uns ja sehr ähnlich auch mit vielen Leuten, die den Kopf darüber schütteln, was wir tun.
Muss man immer verglichen werden? Ich glaube, ich habe mich immer sehr wenig von anderen Leuten leiten lassen. Sondern viel eher von meiner eigenen Philosophie und die ist: Ich ­mache das, was mir Spass macht, das, was ich gerne mache, was ich liebe. Weil ich das gut ­mache. Und das, was man gut macht, bringt in der Regel Erfolg.
Am Anfang meiner Karriere, in den 70er-Jahren, da war Automobilität noch eine ganz andere Geschichte. Da gab es höchstens mal ein Sonntagsfahrverbot während der Benzinkrise. Ein Auto musste für uns – im Plural die Gründer von AMG, Brabus und so weiter – vor allem individuell und ein bisschen anders sein. Nach 25 Jahren wurde mir das dann aber schon ein wenig zu öde. Nicht geschäftlich, sondern als intellektuelle Herausforderung. Ich hatte immer schon zwei Herzen in meiner Brust: der Kommerz des Tunings, aber auch die Zukunft, die Nachhaltigkeit. Und ich habe mich aus meiner Sicht glücklicherweise für das zweite entschieden. Ich glaube auch, es gibt nichts Schlimmeres im Leben, als wenn einem jemand mit einem Schulterklopfen sagt: «Bleib, wie Du bist!». Ich möchte anders werden, möchte weiter denken!

Das ist unsere Stärke – eben eine gewisse Verrücktheit

Frank M. Rinderknecht

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Christof Schmidt Photography, Rinspeed

Christof Schmidt Photography, Rinspeed

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Future meets luxury

Wie ein Raubtier schleicht der Wagen den Las Vegas Strip entlang, die illuminierten Kugelräder rotieren gleichmässig, das von Neonlichtern eingehüllte, turbulente Nachtleben spiegelt sich auf der Oberfläche des Wagens wider. Gemächlich, ja bedächtig, tastet sich das Auto durch die grossen Hotelanlagen und noch grösseren Spielhallen, sein LED-Farbenspiel aus Blau und Lila fügt sich perfekt ein in die bunte Kulisse der Stadt, die niemals schläft. Passanten bleiben stehen und schauen zweimal, zuerst ungläubig, dann neugierig, was da an ihnen vorbei fährt. Es ist ein Stück Zukunft. Nur der weisse Stern erinnert an einen Mercedes, der Rest des futuristischen Designs des Vision AVTR scheint einem Science-Fiction-Roman entsprungen.

Das kommt nicht von ungefähr. Auf der CES 2020 in Las Vegas lässt Mercedes für die Besucher nicht nur einen Hauch, sondern gleich einen Windzug Zukunft spürbar werden. Zugleich stellen die Autobauer die Frage, was wir in ferner Zeit eigentlich unter dem Begriff „Auto“ verstehen werden. Denn die Konzeptstudie stellt die Mensch-­Maschinen-Interaktion an sich in Frage. Das Auto würde nach dem Verständnis von Mercedes in Zukunft seine Bedeutung als Nutzobjekt zunehmend verlieren und stattdessen stärker zum ­Begleiter des Menschen werden. Mercedes-Chefdesigner ­Gordon Wagener sprach bei der Weltpremiere des AVTR (Advanced ­Vehicle Transformation) in Las Vegas gar von einer Symbiose von Mensch und Auto zu einem neuen Lebewesen. Das mag im ersten Moment eher abschreckend wirken, die Idee dahinter folgt jedoch der Grundidee des Konzeptwagens, nämlich der des Avatars.

„Avatara“ ist Sanskrit, im Hinduismus beschreibt es die Manifestation eines Gottes in einen Menschen oder in ein Tier. Die wenigsten werden das jedoch wissen, die meisten werden Avatar mit dem Hollywood-Film „Avatar“ von 2009 in Verbindung bringen. Der bis 2019 erfolgreichste Film aller Zeiten ist in dem Kontext jedoch mehr als ein geschickt eingesetztes Marketing-Instrument. Die Daimler-Kreativen haben intensiv mit Erfolgsregisseur James Cameron zusammengearbeitet, um die Philosophie des Films, das Leben im Einklang mit der Natur und allen Lebewesen, im AVTR wahr werden zu lassen. Auch die Idee des Avatara spielt eine Rolle. Im Film ist es der Marine-Soldat Jake Sully, der auf dem fremden Planeten Pandora durch eine neuartige Technologie seinen Geist auf den Körper eines Na’vi, eines Einheimischen des Planeten, überträgt, um mit den Planetenbewohnern selbst in Kontakt zu treten. Das Concept Car soll diese Vereinigung in Form von Mensch und Maschine wiederspiegeln.

Ein gefühlvolles Reptil

Kenner des Films mögen einwenden, dass es im Film keine Autos gibt und die Verbindung im Sinne des Avatara zwischen Lebewesen und nicht zwischen Mensch und Maschine stattfindet. Aber sollte man das nicht zu genau sehen und lieber den AVTR und seine futuristischen Ideen für sich sprechen lassen. Aus der Tüftelei von Mercedes und James Cameron ist ein ausserordentlich hübscher Viersitzer entstanden, dessen organische Form extrem flach und sportlich ist und bei der alles nach Zukunft schreit. Der Innenraum mit seinen Glasflügeltüren wirkt wie ein Kokon, der von dem Auto umschlossen wird. Eine markante Linie läuft von der riesigen seitlichen Öffnung in den Innenraum hinein und scheint sich in ewigen Rotationen zu verlieren. Das sogenannte „One Bow”-Design orientiert sich an den geflügelten Echsenwesen, welche die Na’vi im Film Avatar benutzen. Und ja, wenn beide Flügeltüren geöffnet sind, wirkt der AVTR wie eine Flugechse, die sich gerade in die Luft erheben will. Das Echsenmotiv hat es dem Konzept-Team angetan, denn auf dem Rücken des AVTR befinden sich 33 hexagonale Klappen, die wie die Schuppen eines Reptils wirken. Die Mini-Spoiler dienen allerdings nicht nur der Verschönerung, sie können zum einen den Abtrieb des Fahrzeugs verzögern, zum anderen auch ein Stimmungsbild vermitteln. Wenn der Fahrer bremst, leuchten sie beispielsweise rot auf und wenn dieser sich dem Fahrzeug nähert, begrüsst es ihn und stellt die Flügelklappen auf. Als ob ein Haustier die Ohren aufstellt. So entsteht das Gefühl, das Auto würde seinen individuellen Besitzer „erkennen“. Künstliche Intelligenz ist der Schlüsselbegriff für diese Kommuni­kation zwischen Auto und Fahrer.

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Mitgliederportrait – Ken Youngstein

Ken ist ein wahrer Kosmopolit: Er wurde in New York City geboren, wuchs in Florenz auf, studierte in England und den USA und leistete medizinische Forschungsarbeit in Afrika. Lernen Sie den scheidenden SMAC-Präsidenten etwas besser kennen.

Ein Automobilclub-Präsident, der sich im Alter von 18 Jahren einen Bentley als Erstwagen zulegte, sich überhaupt nicht für deutsche Autos interessiert, erst vor Kurzem sein erstes Cabriolet gekauft hat und der Meinung ist, das Wichtigste an einem Oldtimer sei das Radio. Klingt interessant? Über den Mann, der vier Jahre lang an der Spitze des Clubs stand, gibt es aber noch so viel mehr zu sagen. Sie dürfen gespannt sein!

Kenneth Youngstein wurde in New York City geboren, wuchs in Florenz auf, besuchte Universitäten in England und den USA und leistete medizinische Forschungsarbeit in Afrika. Er entwickelte Aufklärungsprogramme über Gesundheit und Medizin für Fachkräfte, Patienten und die Öffentlichkeit und war in verschiedenen Ländern beruflich tätig. Nun hat er sich teilweise zur Ruhe gesetzt und schreibt und verlegt Kinderbücher zu Gesundheitsthemen. Dabei arbeitet er mit lokalen Illustratoren und Gesundheitsorganisationen zusammen. Seine Bücher sind derzeit in zehn Ländern in Afrika, Lateinamerika und Asien erhältlich und wurden in 25 Sprachen übersetzt. „The Singing Tree“ („Der singende Baum“), ein Buch über ein kleines Mädchen, das glaubt, ein Baum würde für es singen, weil es die Vögel nicht sieht, stand auf Platz 2 der Liste der 100 wichtigsten Bücher, die 2018 in Indien veröffentlicht wurden. Für seine Ausbildungsprogramme, in denen er medizinischen Fachkräften beibringt, wie sie besser mit ihren Patienten kommunizieren, wurde er 2019 mit dem Distinguished Humanitarian Award des Global Listening Centre ausgezeichnet. manitarian Award from The Global Listening Center.

Haben Sie sich schon immer für Automobile begeistert? Keinesfalls. Mein Vater ist in New York City aufgewachsen und hat erst mit Mitte 30 seinen Führerschein gemacht. Kurz darauf sind wir nach Florenz gezogen. Er war bis zu dem Zeitpunkt nur Automatik gefahren – die Kombination aus Schaltgetriebe und italienischem Verkehr hat ihm den Rest gegeben: Er hat sich nie wieder hinters Steuer gesetzt. Von daher haben Autos in meiner Kindheit nie eine Rolle gespielt. Da mein Vater jedoch in der Modebranche tätig war, wusste ich von jeher gutes Handwerk und schöne Dinge zu schätzen. Noch während meiner Studienzeit in England habe ich mir nicht viel aus Autos gemacht, bis ich eines Tages bei einem Händler für alte Rolls-Royce und Bentleys vorbeikam. Die Verarbeitung und das Design der Autos haben mich fasziniert. Fast noch spannender fand ich allerdings die Geschichten, die hinter jedem Wagen steckten. Nachdem ich die Führerscheinprüfung bestanden hatte, steckte mein Vater mir etwas Geld zu, damit ich mir einen „Studentenwagen“ leisten konnte. Stattdessen kaufte ich einen 1952er Bentley Mark VI. Im selben Jahr schloss ich mein Studium ab und ging nach Afrika, um dort Schimpansen zu erforschen. Das Auto verkaufte ich vor der Abreise, doch als ich einige Jahre später zurückkam, kaufte ich einen 1954er Bentley R-Type – fast identisch mit meinem letzten Wagen, doch mit größerem Motor und größerem Kofferraum. Es war der erste von drei R-Types, die ich in den nächsten 40 Jahren besitzen sollte – dazu gehört auch der Wagen, den ich heute noch täglich fahre.

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